Einleitung
Du überlegst, eine Kreditkarte in der Schweiz zu beantragen, fühlst dich aber von der Fülle an Angeboten überfordert? Du bist nicht allein. Der Markt ist unübersichtlich und die Angst vor versteckten Gebühren gross. Viele Anbieter werben mit «Gratiskarten», doch die wahren Kosten lauern oft im Kleingedruckten, zum Beispiel bei Zahlungen im Ausland oder beim Bargeldbezug.
Dieser unabhängige Ratgeber von Capitalo führt dich sicher durch den gesamten Prozess. Wir zeigen dir, welche Voraussetzungen du erfüllen musst, wie du Kostenfallen vermeidest und in wenigen Schritten die perfekte Kreditkarte für deine Bedürfnisse findest – transparent, verständlich und auf deine finanzielle Situation zugeschnitten.
Voraussetzungen, um eine Kreditkarte in der Schweiz zu beantragen
Bevor du eine Kreditkarte beantragen kannst, prüfen die Anbieter deine finanzielle Situation und deine persönlichen Daten. Diese Kriterien sind massgebend für einen positiven Entscheid.
Allgemeine Voraussetzungen für alle Antragsteller
Jeder Kartenherausgeber hat eigene Kriterien, doch einige Grundlagen gelten für jede Kreditkarte in der Schweiz:
- Volljährigkeit: Du musst mindestens 18 Jahre alt sein.
- Wohnsitz in der Schweiz: Ein fester Wohnsitz ist zwingend erforderlich.
- Bonität: Du musst kreditwürdig sein. Das bedeutet, du bist in der Lage, deine Rechnungen pünktlich zu bezahlen.
Einkommen: Oft wird ein regelmässiges Mindesteinkommen verlangt, dessen Höhe je nach Karte (z. B. Standard vs. Platinum) variiert.
Kreditkartentypen im Überblick: Welche Karte passt zu dir?
Nicht jede Kreditkarte ist gleich. Die Wahl des richtigen Typs hängt davon ab, wie du sie nutzen möchtest. Hier ist ein einfacher Überblick über die gängigsten Modelle in der Schweiz.
Die klassische Kreditkarte (mit Monatsrechnung)
Das ist die bekannteste Variante: Du erhältst einen monatlichen Kreditrahmen und am Ende des Monats eine Rechnung über alle Ausgaben. Du kannst den Betrag vollständig oder in Raten zurückzahlen.
- Ideal für: Maximale Flexibilität im Alltag, bei Online-Einkäufen und auf Reisen.
- Insider-Einblick: Eine Studie zeigt, dass rund 77 % der Schweizerinnen und Schweizer ihre Kreditkartenrechnung immer vollständig begleichen. Das ist klug, denn die Sollzinsen für Teilzahlungen können bis zum gesetzlichen Maximum von 13 % pro Jahr betragen und werden schnell sehr teuer.
Die Prepaid-Kreditkarte: Die Alternative ohne Bonitätsprüfung
Eine Prepaid-Kreditkarte funktioniert wie eine Wertkarte für dein Natel. Du lädst zuerst ein Guthaben auf und kannst dann genau diesen Betrag ausgeben. Ein Kreditlimit existiert nicht.
- Ideal für: Junge Leute, Studierende oder Personen mit unregelmässigem Einkommen oder negativen ZEK-Einträgen. Sie bietet volle Kostenkontrolle und ist die Antwort auf die häufige Suche nach «Kreditkarte beantragen ohne Bonitätsprüfung Schweiz».
- Wichtig zu wissen: Einige Dienstleistungen wie Mietwagenreservationen oder Hotelbuchungen können mit Prepaid-Karten komplizierter sein, da oft eine «echte» Kreditkarte als Sicherheit verlangt wird.
Debitkarten: Direkte Belastung deines Kontos
Die Debitkarte ist direkt mit deinem Konto verbunden. Jede Zahlung wird sofort oder innert kürzester Zeit von deinem Konto abgebucht; es wird also kein Kredit gewährt.
- Ideal für: Tägliche Einkäufe und die volle Kontrolle über deine Ausgaben.
- Aktuelle Entwicklung: Moderne Debitkarten wie die Visa Debit oder Debit Mastercard sind heute vielseitiger als die alte Maestro-Karte. Sie ermöglichen auch sichere Online-Zahlungen und können in mobilen Wallets wie Apple Pay oder Google Pay hinterlegt werden.
Die virtuelle Kreditkarte für sicheres Online-Shopping
Eine virtuelle Kreditkarte existiert nur in digitaler Form auf deinem Smartphone oder in einer App. Sie hat eine eigene Kartennummer, ein Ablaufdatum und einen Sicherheitscode.
- Ideal für: Alle, die maximale Sicherheit bei Online-Einkäufen wünschen. Da die physische Karte nicht gestohlen werden kann, ist das Betrugsrisiko minimiert. Oft ist sie als Ergänzung zu einer bestehenden Hauptkarte erhältlich.
Die wahren Kosten: Mehr als nur die Jahresgebühr
Eine Gratis-Kreditkarte ist verlockend, aber oft nicht die günstigste Option. Die eigentlichen Kosten verstecken sich in den Nutzungsgebühren. Darauf solltest du bei der Wahl unbedingt achten.
Jahresgebühr: Von gratis bis Premium
Die Spanne reicht von CHF 0.– bis zu mehreren hundert Franken pro Jahr. Viele ausgezeichnete Standardkarten sind heute ohne fixe Jahresgebühr erhältlich. Premium-Kreditkarten (Gold oder Platin) rechtfertigen ihre höhere Gebühr durch wertvolle Zusatzleistungen wie umfassende Reiseversicherungen, Zugang zu Airport-Lounges oder einen Concierge-Service. Rechne genau nach, ob der Wert dieser Leistungen die Gebühr für dich übersteigt.
Fremdwährungsgebühren: Die Kostenfalle im Ausland
Dies ist einer der grössten versteckten Kostenfaktoren. Wenn du in Euro, Dollar oder einer anderen Fremdwährung bezahlst, fallen meist zwei Arten von Gebühren an:
- Der Wechselkurs der Bank: Dieser ist oft weniger vorteilhaft als der offizielle Interbankenkurs.
- Der Bearbeitungszuschlag: Die meisten Anbieter verlangen eine zusätzliche Gebühr von 1.5 % bis 2.5 % auf den umgerechneten Betrag. Bei einem Ferienbudget von CHF 2’000.– können so schnell CHF 50.– an Zusatzgebühren anfallen.
Gebühren für den Bargeldbezug am Automaten
Mit einer Kreditkarte Bargeld abzuheben, ist fast immer mit hohen Kosten verbunden. Die Gebühren sind oft hoch, zum Beispiel 4 % des bezogenen Betrages, mindestens aber CHF 10.– pro Bezug. Für den Bargeldbezug im In- und Ausland ist deine Debitkarte die deutlich günstigere Alternative.
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Anbieter | Swisscard | Migros Bank | Cembra Money Bank | Neon |
Jahresgebühr | CHF 0 | CHF 0 | CHF 0 | CHF 0 |
Fremdwährungsgebühr (in %) | 2.50% | 0% | 1.50% | 0.35% |
Bargeldbezug Inland (CHF) | 3.75%, mind. CHF 10 | 2.5%, mind. CHF 5 (Migros: gratis bis CHF 1'000 /Tag) | 3.75%, mind. CHF 10 | CHF 2.50 |
Bargeldbezug Ausland (CHF) | 3.75%, mind. CHF 10 | 2x/Jahr gratis bis CHF 500, sonst 2.5%, mind. CHF 5 | 3.75%, mind. CHF 10 | 1.5% des Betrags |
Cashback-Rate (in %) | 1% Amex, 0,25% Visa/MC | Kein direktes Cashback (Cumulus Punkte) | 1% bei 3 Lieblingshändlern, 0,33% sonst | Kein Cashback |
Wichtigste Versicherungen | Warenrückgabe | Reiseunterbruch, Such-/Rettung, Bestpreis, Einkaufsschutz, Online-Schutz | Reiseversicherung, Shopping-Versicherung | Optional: Reiseversicherung gegen Gebühr |
Besonderheiten | 5% Amex Startbonus (3 Monate, max. CHF 100), Duo-Karte, dauerhaft kostenlos | Kostenloses Zusatzkartenpaket, keine Fremdwährungsgebühr, Cumulus-Punkte-Programm | 50 CHF Willkommensbonus, Lieblingshändler monatlich wechselbar, gebührenfrei | Einmalige Kartengebühr CHF 20, gratis Konto, günstige Wechselkurse |
Wie man eine Kreditkarte in der Schweiz beantragt
Der Antragsprozess ist heute bei den meisten Schweizer Anbietern stark digitalisiert und unkompliziert. Mit der richtigen Vorbereitung hältst du deine neue Karte schnell in den Händen.
Schritt 1: Persönlichen Bedarf analysieren
Stell dir ehrlich die Frage: Wofür brauche ich die Kreditkarte hauptsächlich?
- Für Reisen: Hier ist eine Kreditkarte fürs Ausland mit tiefen Fremdwährungsgebühren und guten Reiseversicherungen ideal.
- Für den Alltag: Eine Cashback-Karte oder eine Karte mit einem attraktiven Bonusprogramm (z.B. Migros Cumulus, Coop Supercard, surprize) kann sich lohnen.
- Für grosse Anschaffungen: Eine hohe Limite und flexible Teilzahlungsoptionen könnten wichtig sein.
Schritt 2: Unabhängig Angebote vergleichen
Nutze eine neutrale Vergleichsplattform wie Capitalo. Unser Kreditkartenvergleich für die Schweiz zeigt dir nicht nur die Werbeversprechen, sondern alle relevanten Kosten und Leistungen auf einen Blick. Vergleiche nicht nur die Jahresgebühr, sondern vor allem die Gebühren für den Auslandseinsatz.
Schritt 3: Antrag online ausfüllen
Sobald du dich für eine Karte entschieden hast, füllst du den Antrag direkt online aus. Halte dafür folgende Dokumente bereit:
- Eine gültige Schweizer ID, einen Pass oder deinen Ausländerausweis (B/C).
- Gegebenenfalls Nachweise über dein Einkommen (z.B. die letzten Lohnabrechnungen).
Der Vorgang dauert dank digitalisierter Prozesse oft nur 5 bis 10 Minuten.
Schritt 4: Identifikation durchführen
Deine Identität muss überprüft werden. Das geschieht heute meist bequem von zu Hause aus per Video-Ident-Verfahren über die Kamera deines Smartphones oder Computers. Alternativ ist auch eine Identifikation in einer Filiale der Post oder Bank möglich.
Schritt 5: Bonitätsprüfung abwarten
Nachdem du den Antrag abgeschickt hast, führt der Anbieter die obligatorische Bonitätsprüfung bei der ZEK und der Informationsstelle für Konsumkredit (IKO) durch. Dieser gesetzlich vorgeschriebene Schritt dauert in der Regel wenige Werktage. Das Resultat beeinflusst auch dein mögliches Kreditlimit.
Schritt 6: Karte erhalten und aktivieren
Ist die Prüfung erfolgreich, erhältst du deine neue Kreditkarte per Post. Aus Sicherheitsgründen werden die Karte und der PIN-Code mit einigen Tagen Abstand versendet. Sobald du beides hast, musst du die Karte nur noch gemäss Anleitung aktivieren.

Die 3 häufigsten Fehler bei der Beantragung (und wie du sie vermeidest)
Ein wenig Vorbereitung kann dir viel Geld und Ärger ersparen. Vermeide diese typischen Stolpersteine.
Fehler 1: Nur auf die «gratis» Jahresgebühr achten
Die Jahresgebühr ist nur ein kleiner Teil der Gesamtkosten. Eine Karte ohne Jahresgebühr, aber mit 2.5 % Fremdwährungsgebühr, ist für Vielreisende teurer als eine Karte mit CHF 50.– Jahresgebühr und nur 1 % Auslandsgebühr.
- Lösung: Vergleiche immer die Gesamtkosten basierend auf deinem Nutzungsverhalten. Konzentriere dich auf die Gebühren für Auslandseinsatz und Bargeldbezug – das sind die wahren Kostentreiber.
Fehler 2: Unnötige Zusatzleistungen teuer bezahlen
Eine Platinkarte mit Concierge-Service und Golf-Versicherung klingt exklusiv. Aber brauchst du diese Leistungen wirklich? Oft sind sie der Hauptgrund für hohe Jahresgebühren.
- Lösung: Prüfe genau, welche Versicherungen du bereits durch andere Policen (z.B. private Haftpflicht, Reiseversicherung) abgedeckt hast. Bezahle nur für Leistungen, die dir einen echten Mehrwert bieten.
Fehler 3: Die Beantragung ohne Vorbereitung starten
Fehlende Dokumente oder unvollständige Angaben verzögern den Prozess unnötig oder führen sogar zu einer Ablehnung.
- Lösung: Lege alle notwendigen Dokumente wie ID, Lohnabrechnungen und allenfalls eine Kopie deines Mietvertrags digital bereit, bevor du mit dem Online-Formular beginnst. Das beschleunigt den gesamten Ablauf massgeblich.
Spezialfälle: Kreditkarten für Studierende, Grenzgänger und Ausländer
Bestimmte Lebenssituationen erfordern einen genaueren Blick auf die Konditionen.
Kreditkarten für Studierende
Viele Banken bieten spezielle Kreditkarten für Studierende an. Diese haben oft keine Jahresgebühr und eine tiefere Kreditlimite, die an das meist geringere Einkommen angepasst ist. Ein Nachweis über ein regelmässiges Einkommen ist typischerweise nicht oder nur in geringem Umfang nötig.
Als Grenzgänger die richtige Karte finden
Für Grenzgänger, die in der Schweiz arbeiten und im benachbarten Ausland leben, ist die Wahl der Kreditkarte besonders wichtig. Achte hier auf zwei Dinge:
- Möglichst tiefe Fremdwährungsgebühren für Zahlungen in Euro.
- Attraktive Cashback-Optionen für Einkäufe im Ausland, um einen Teil der Ausgaben zurückzuerhalten.
Kreditkarte mit B- oder C-Ausweis beantragen
Die Beantragung ist mit beiden Bewilligungen möglich, die Bedingungen variieren jedoch:
- Mit einer Niederlassungsbewilligung C: Der Antrag ist in der Regel genauso unkompliziert wie für Schweizer Staatsbürger.
- Mit einer Aufenthaltsbewilligung B: Der Antrag ist ebenfalls möglich. Einige Anbieter stellen jedoch zusätzliche Bedingungen, wie zum Beispiel eine gewisse Mindestaufenthaltsdauer in der Schweiz oder einen Nachweis über ein unbefristetes Arbeitsverhältnis.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Ein reiner Online-Antrag dauert oft nur rund 10 Minuten. Die anschliessende Bonitätsprüfung und der Versand der Karte nehmen in der Regel ein bis zwei Wochen in Anspruch.
Ja, das sind die sogenannten Prepaid-Kreditkarten. Da du kein Kreditlimit erhältst, sondern nur das Guthaben ausgeben kannst, das du vorgängig aufgeladen hast, entfällt die strenge Bonitätsprüfung der ZEK. Sie sind eine ausgezeichnete Alternative für Personen in Ausbildung oder mit Betreibungen.
Den einen Testsieger gibt es nicht. Die «beste» Karte ist immer die, die optimal zu deinem Lebensstil passt. Definiere deine Prioritäten: Für Vielreisende ist eine Karte mit tiefen Fremdwährungsgebühren ideal. Für den Alltagsgebrauch eignet sich eine Karte mit hohem Cashback am besten. Und wer Wert auf Status und Service legt, wählt eine Premium-Karte.
Ja, immer mehr Anbieter in der Schweiz ermöglichen einen vollständig digitalen Antragsprozess. Von der Dateneingabe über die Video-Identifikation bis hin zur sofortigen Nutzung einer virtuellen Karte kannst du alles bequem von zu Hause aus erledigen.
Du benötigst einen gültigen Identitätsnachweis (ID oder Pass) und als Ausländer zusätzlich die Aufenthaltsbewilligung. Zudem musst du Angaben zu deinem Einkommen und deiner Wohnsituation machen.
Ja, das ist möglich. Voraussetzung ist in der Regel eine gültige Aufenthaltsbewilligung B oder C. Einige Anbieter verlangen, dass du bereits eine gewisse Zeit in der Schweiz wohnhaft bist.
Nein. Seit dem 1. August 2017 ist es Händlern in der Schweiz untersagt, für die Zahlung mit Kreditkarte einen Zuschlag zu verlangen. Sollte dies vorkommen, kannst du den Betrag zurückfordern.
Für Reisen sind Karten mit tiefen oder keinen Gebühren für Fremdwährungen ideal. Hier sind oft die Angebote von Neobanken wie Neon oder Wise am attraktivsten. Alternativ bieten Premium-Kreditkarten als Zusatzleistung oft umfassende Reiseversicherungen.
Fazit
Eine Kreditkarte in der Schweiz zu beantragen, ist unkompliziert, wenn du die Voraussetzungen kennst und systematisch vorgehst. Der Schlüssel liegt darin, nicht das erstbeste Angebot anzunehmen. Definiere zuerst deine Bedürfnisse: Nutzt du die Karte primär im Inland oder auf Reisen? Sind dir Bonusprogramme oder tiefe Gebühren wichtiger?
Indem du die Gebühren – von der Jahresgebühr bis zu den Kosten für Auslandseinsätze und Bargeldbezüge – genau vergleichst, vermeidest du teure Überraschungen. Ein transparenter Vergleich der Angebote hilft dir, die Karte zu finden, die wirklich zu dir passt und dir langfristig den grössten Nutzen bringt.